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Der Ge­nossen­schafts­ge­danke –
„Baugelast – Bau­genossenschaft der Las­ten­aus­gleichs­be­rech­tig­ten“

Warum riefen die 15 Gründer am 22. April 1951 ausgerechnet eine Genossenschaft ins Leben? Um die Frage zu beantworten, ist ein kurzer Rückblick auf das Genossenschaftswesen angebracht. Bereits in der Antike gab es solche Organisationsformen, deren kleinster gemeinsamer Nenner das "Prinzip der Kooperation" war, wie Dr. Helmut Faust in "Geschichte der Genossenschaftsbewegung", Frankfurt/Main, 1965, geschrieben hat. Im Mittelalter konstituierten sich diese Kooperationen als Zünfte der Handwerker und als Gaffeln und Gilden der Kaufleute. Es handelte sich in dieser vorkapitalistischen Zeit um Zusammenschlüsse als Schutzgemeinschaften "für alle Wechselfälle des Lebens" (Faust), die den ganzen Lebensalltag und -ablauf der von ihnen erfassten Menschen bestimmten.

Ein Exkurs auf Herkunft und Bedeutung des Worts "Genosse" ist erhellend. Ihm liegt das althochdeutsche "noz" – belegt im 8. Jahrhundert – zu Grunde. Noz - das bedeutet Vieh, Nutzvieh. Die Vorsilbe "gi-" zeigte damals stets eine Gemeinsamkeit an, gemeinsames Handeln. Und Gi-noz (Genosse) war jemand, der sein Vieh mit anderen auf derselben Weide hatte. Ein anderes Beispiel dafür: Ge-fährte war jemand, der mit einem anderen eine gemeinsame Fahrt unternahm. "Genosse" entspringt ethymologisch derselben Wurzel (noz) wie "Nutzen" und "Genuss", und das ist einleuchtend: Vieh bedeutete Besitz, Besitz brachte Nutzen und aus solchem Nutzen erwuchsen Vorteile, Wolhlbefinden, Genuss.

Eine Neubelebung erfuhr das Genossenschaftswesen im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung und des damit einhergehenden Kapitalismus. Breite Schichten der Bevölkerung verarmten. Und wie die Industrialisierung ging auch die neue Genossenschaftsbewegung von England aus. In deutschen Landen wurden Hermann Schulze-Delitzsch (1808 bis 1883) und Friedrich-Wilhelm Raiffeisen (1818 bis 1888) ihre bedeutendsten Vertreter. "Hilfe zur Selbsthilfe" lautete ihr Programm.

Im Gegensatz aber zu den vorkapitalistischen Genossenschaften der Antike sowie der Zünfte und Gaffeln waren diese neuen Genossenschaften erstens freiwillige Zusammenschlüsse, und zweitens stellten sie rein ökonomisch bestimmte Zweck- und Solidargemeinschaften dar. Durch solche Gemeinschaften sollten denen wirtschaftliche Ressourcen erschlossen werden, die jedem Einzelnen, auf sich allein gestellt, verschlossen geblieben wären.

Und so beantwortet sich die eingangs gestellte Frage: Ein ökonomisches Ziel, der Bau von Wohnungen, sollte erreicht werden, indem man Selbsthilfe einbrachte, die – wie es schon Schulze-Delitzsch formuliert hatte — "Betätigung der eigenen Kraft, die Verantwortlichkeit für das eigene Geschick". Menschen, die durch Flucht, Vertreibung, Kriegsschäden schon verbunden waren, schlossen sich solidarisch zusammen zum Erreichen des einen Ziels, des Wohnungsbaus, in der Baugelast – Baugenossenschaft der Lastenausgleichsberechtigten.


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